26 Nov
Wie ich zum Barfußläufer wurde

Um darzustellen, wie ich zum Barfußläufer wurde, muss ich etwas ausholen, denn das war ein längerer Prozess. Es war nicht so, dass ich eines Tages entschieden habe, nur noch barfuß zu gehen. Nach meinen ersten Schritten mit nackten Füßen war mir zwar klar, dass ich das ausbauen möchte. Aber dass ich konsequent und dauerhaft barfuß gehen würde, war damals noch nicht absehbar und ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffen würde. 

Eigentlich fängt es schon damit an, dass ich auch im Winter nie wirklich kalte Füße hatte. In Socken und dicken Schuhen habe ich eigentlich immer geschwitzt. Ich habe das nie als unangenehm empfunden. Trotzdem habe ich mich aufs Frühjahr und den Sommer gefreut, denn da gabs für mich nur offene Schuhe ohne Socken. Mehr Freiheit konnte ich mir damals für meine Füße nicht vorstellen. 

Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf aufmerksam wurde, dass man auch draußen barfuß gehen kann. Vermutlich waren es jedoch die sozialen Medien und das Internet, wo ich entsprechende Beiträge gesehen habe. 

Draußen barfuß zu gehen, war also möglich und ich habe gesehen, dass es Menschen gibt, die das mit Begeisterung tun. 

Ich trat verschiedenen Facebook-Gruppen bei, von denen sich letztlich nur eine als gut und hilfreich erwiesen hat. Barfüßer/innen tauschen sich dort über ihre Erfahrungen aus, posten (seriöse) Fotos und zeigen Anfängern so, was barfuß alles möglich ist und dass es eigentlich ganz normal ist. 

Zunächst war ich stiller Mitleser. Irgendwann habe ich dann beschlossen, es auch mal auszuprobieren. Ich fuhr mit dem Auto zu einem nahegelegenen Naherholungsgebiet. Dort zog ich vor dem Aussteigen Schuhe und Socken aus und ging mit nackten Füßen los. Es war schon beim ersten Mal ein wunderbares Erlebnis. Mit den nackten Fußsohlen die Natur zu spüren, den Waldboden und alles, was unterwegs auf mich wartete... 

Ich wusste, das würde ich jetzt regelmäßig tun. Mit der Zeit wurde ich dann auch selbstbewusster. Hatte ich zuerst Begegnungen noch gescheut, waren diese dann plötzlich kein Problem mehr. Das "Schlimmste", was an Reaktionen kam, war ab und zu ein erstaunter Blick. Meistens gab es jedoch gar keine Reaktion. 

Einmal begegnete mir eine Frau mit einem nicht angeleinten Hund. Wir kamen dann ins Gespräch, indem sie sagte "Der tut nichts". Ich beschloss, ganz natürlich aufzutreten. Ich habe gesehen, dass sie meine nackten Füße bemerkt hat. Aber weil ich mich ganz natürlich, freundlich und selbstbewusst verhalten habe, waren meine nackten Füße gar kein Thema. 

Ich denke, dass war ein Schlüsselerlebnis und es funktioniert bis heute so. Wenn ich freundlich, natürlich und selbstbewusst reagiere, ist das Barfußlaufen gar kein großes Thema und wird positiv aufgenommen. Zumal ich mittlerweile auch überzeugt erklären kann, warum ich barfuß gehe und dass es für mich einfach nur positive Effekte hat. 

Doch noch war ich nur in Gegenden unterwegs, wo mich möglichst niemand kennt. 

Irgendwann wurde es mir jedoch zu lästig, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, um barfuß zu gehen. Die bisherigen Erfahrungen waren ja positiv, also warum nicht auch mal hier in der Nähe barfuß spazieren gehen? 

Im Grunde wiederholte sich das oben Beschriebene. Erst ging ich Begegnungen möglichst aus dem Weg. Dann waren die Reaktionen positiv und so ging ich immer öfter und selbstbewusster barfuß. 

Doch ich war immer noch kein konsequenter "Dauer-Barfußläufer".Das kam erst am 10. Dezember 2019. Wir wollten Verwandte besuchen und irgendwie war es mir einfach zu doof und zu lästig, nur für die paar Schritte vom Auto Schuhe und Socken anzuziehen. 

Also blieb ich barfuß. Bei den Verwandten angekommen, hatte ich zwar sehr kalte Füße (mittlerweile passiert mir das nicht mehr so schnell), doch ich war erstaunt, wie schnell sie wieder warm wurden (ein Effekt, der von mal zu mal besser funktionierte). 

Die Reaktionen der Verwandten waren zwar etwas erstaunt, aber durchaus freundlich-positiv. Das Eis war gebrochen. Ich erklärte, warum ich barfuß gehe und dass man mich jetzt öfter so sehen würde. 

Zu Weihnachten habe ich dann das Buch "Auf freiem Fuß" (Sabrina Fox) bekommen, das ich hier schon vorgestellt habe. Genau richtig in einer Phase, in der ich mich entschlossen hatte, ab jetzt auf Schuhe zu verzichten! 

Jetzt war es auch kein Problem mehr, an meinem Wohnort vor Freunden und Bekannten barfuß zu gehen. 

Selbstverständlich versteht nicht jeder, warum ich barfuß gehe. Das kann man auch nur verstehen, wenn man es selbst macht. Und natürlich finden manche das seltsam. Aber das ist mir mittlerweile wirklich egal. Barfußlaufen bringt einem ein solches Freiheitsgefühl! Darauf soll ich verzichten? Nur, um die Erwartungen Anderer zu erfüllen? Nein. 

Und die positiven Reaktionen bestärken mich so sehr, ich freue mich wirklich sehr über jede positive Reaktion von Euch. (lest dazu auch meinen Beitrag "Ein perfekter Tag). Manche von Euch sind dem Barfußgehen gegenüber so aufgeschlossen, dass sie es selbst mal ausprobieren möchten. Ich möchte Euch Mut machen und ich würde mich freuen, wenn ich Euch dazu motivieren kann!!! 

Ich habe keinen einzigen Schritt bereut, den ich barfuß gegangen bin! 




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